Neuerscheinung: »Abschied von Osmundis« – Zwanzig Hauptmann-Studien von Peter Sprengel

Kürzlich erschienen ist in der Reihe »Hauptmanniana« des Dresdner Neisse-Verlags ein reichhaltiger Sammelband des Berliner Germanisten Peter Sprengel, der an der Freien Universität Berlin Neuere deutsche Literatur lehrt und seit seiner Habilitationsschrift »Die Wirklichkeit der Mythen. Unversuchungen zum Werk Gerhart Hauptmanns aufgrund des handschriftlichen Nachlasses« (Berlin 1982) die Hauptmann-Forschung mit zahlreichen Studien und Editionen bereichert, ja geprägt hat. Die zwanzig Beiträge des Bandes stammen aus fast zwanzig Jahren. Verzichtet wurde auf die Aufnahme von Texten, die bereits in ausschließlich Hauptmann gewidmeten Sammelbänden erschienen oder in andere Bücher des Verfassers eingegangen sind.

Gegliedert sind die Studien in vier Abschnitte: »Kunst und Künstler«, »Revision der Moderne«, »Werke der Dreißiger Jahre« und »Konstellationen des Alters«. Manche der Beiträge stellen ein einzelnes Werk ins Zentrum, z.B. die Komödie »Griselda« (1909), das Goethe’sche und Shakespeare’sche Motive aufnehmende »Vor Sonnenuntergang« (1932) und die »Die goldene Harfe« (1933) aus dem Bereich des Dramas, die Novelle »Die Hochzeit auf Buchenhorst« (1931) und die Autobiographie »Das Abenteuer meiner Jugend« (1937) aus der Prosa sowie die lyrischen Werke »Die drei Palmyren« (eine an Goethe und Adolf von Wilbrandt angelehnte Idyllendichtung) und »Der Knabe Herakles«, eine Versdichtung mit Anspielungen auf die Brutalität nationalsozialistischer Expansionspolitik. Andere Beiträge fassen thematische Zusammenhänge ins Auge, etwas Hauptmanns Beziehungen zur bildenden Kunst um 1900, die Idee des Genius, »Todessehnsucht und Totenkult«, öffentliche Wirkung und Inszenierung der Dichter-Rolle, z.B. anhand erster öffentlicher Lesungen 1909, sowie seine Goethe-Rezeption und seine Auseinandersetzung mit Nietzsche, insbesondere in Form der Lektüre von »Der Wille zur Macht« in den 1930er Jahren. Das auch biographische Interesse des Verfassers an Hauptmann – erst vor zwei Jahren erschien das Buch »Der Dichter stand auf hoher Küste. Gerhart Hauptmann im Dritten Reich« (Berlin 2009) – äußert sich vor allem im Abschnitt »Konstellationen des Alters«, dessen Beiträge persönliche Beziehungen des Dichters beleuchten, die Niederschlag im Werk gefunden haben, die als Beispiele für Hauptmann-Rezeption gelten können oder wo andere Wechselbeziehungen zu verzeichnen sind; u.a. geht es um ein Briefgedicht Hauptmanns an die Baronin Gudrune von Hoyningen-Huene (geb. Borsig) und das Verhältnis zu Franz Rolf Schröder und dem schlesischen Autor Horst Lange.

Der übrigens mit über dreißig Abbildungen reich illustrierte Band wird eröffnet und beschlossen mit zwei Originalbeiträgen aus dem Jahr 2010: Einer Würdigung der frühen, noch vornaturalistischen Musen-Dichtungen Hauptmanns sowie einer Abhandlung über die Inszenierungen der »Iphigenie in Delphi« 1941/42. Für den gezielten Zugriff steht schließlich ein Register der Werke Gerhart Hauptmanns zur Verfügung.

Sprengel, Peter: Abschied von Osmundis. Zwanzig Studien zu Gerhart Hauptmann (Hauptmanniana 5). Dresden: Neisse-Verl., 2011. 576 S. ISBN: 978-3-86276-011-4. – 48 Euro

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